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Anselm Kiefer, 08.03.1945, Donaueschingen


Dieser Tage (Herbst 2023) liest, hört und sieht man vermehrt den Namen Anselm Kiefer, einem der wichtigsten, bekanntesten, zeitgenössischen, deutschen Künstler. Wim Wenders, ein anderer Großer seiner Zunft hat ein filmisches Portrait von Kiefer geschaffen, dass soeben in den Kinos angelaufen ist. Anlass, einmal einen Blick auf das Horoskop Kiefers zu werfen. Leider ohne Geburtszeit, was den Deutungsrahmen enorm beschränkt. Andererseits untersuche ich ja in meinen Künstlerhoroskopanalysen insbesondere, wie sich die Stellungen von Venus (Ästhetik) und die Stellung Saturns (Form) im künstlerischen Ausdruck darstellen und das ist natürlich auch ohne die exakte Stellung in den Feldern möglich.

Aus urheberrechtlichen Gründen kann ich hier leider kein Werk Kiefers zeigen, aber das kann jeder Interessierte leicht selbst im Internet nachschauen, falls dem einen oder anderen die Werke Kiefers nicht sowieso vor dem geistigen Auge erscheinen.

Eine Eigenschaft der Kunstwerke Kiefers fällt auf, noch bevor man sich eingehender mit Thematik und Form beschäftigt: sie sind riesengroß ! So dermaßen riesig, dass der Betrachter sich permanent fragt, wie ein Mensch/ der Künstler es rein technisch bewerkstelligt, diese Formate zu erstellen und zu bearbeiten. Selbst wenn der Verstand einem sagt und man es im Film auch beobachtet, dass Kiefer natürlich Hilfsmittel wie Kräne, Seilwinden, Rollen etc.p.p. zur Verfügung stehen, bekommt man den Eindruck von übermenschlichem Wirken.

Dieses "think big", das ganz offensichtlich und unmittelbar eines der Merkmale des Künstlers ist, findet sich natürlich im Radix wieder und zwar in Form einer Jupiter - Merkur Opposition. Jupiter dabei auch noch rückläufig, was die Tendenz des Jupiters zur Übertreibung noch verstärkt. Ausserdem stehen Jupiter und Merkur in einer sogenannten Rezeption zueinander, d.h. jeder steht im Herrscherhaus des anderen. Auch das verstärkt in diesem Fall, sich im Denken, in der geistigen Vorstellung, in der Kommunikation mit der Aussenwelt, von keinerlei Grenzen beschränken zu lassen.

Eine Grenze im Denken eines Künstlers könnte ja durchaus die Frage nach dem Format sein, der schlicht profanen Größe seiner Werke. Schließlich müssen die Werke irgendwo gelagert werden, transportiert werden und sollen im besten Fall auch ausgestellt werden. Es gibt jedoch gar nicht soviele Museen, die Werke Kiefers ausstellen können, weil sie einfach nicht über die notwendigen Raumgrößen verfügen.

Auch das stellte für Kiefer keine zu brücksichtigende Grenze dar; er hat seine eigene Ausstellungsfläche geschaffen. Im südfranzösischen Ort Barjac kaufte er vor ca. drei Jahrzehnten das Gelände einer ehemaligen Seidenfabrik mit über 50 Fabrikgebäuden auf einer Fläche von ca. 40 Hektar.

Seit zwei Jahren gehört die Anlage einer Stiftung und kann besichtigt werden. Wim Wenders Film zeigt eindrucksvoll, was den Besucher hier erwartet: hohe Türme aus Betonplatten, wie Skelette einer verlassenen Siedlung nach einer Katastrophe; unterirdische Bunker und Gänge: eine Mischung aus Bunkeranlage und archeologischer Grabungsstätte. Ein riesiges Amphittheater, filigranere, aber nicht minder riesige Werke in Gewächshäusern.

Lagerhallen gefüllt mit seinen Werken, überdimensonal große Bücher aus Blei...

Das eine oder andere Material, das Kiefer wendet, habe ich nun schon in meiner Aufzählung genannt: Blei, Beton, Zement, des weiteren Stroh, Steine, Kohle. Diese Materialien haben alle etwas gemeinsam: sie sind unbunt, also weiß, grau, schwarz, braun, beige... und sie sind meistens sehr schwer.

Eine Venus in den letzten Graden des Widder, was Kiefer übrigens mit Josef Beuys gemeinsam hat, dessen Meisterschüler er in Düsseldorf war, diese Venus im Widder erhält in den letzten Geraden noch eine Verstärkung der Marsenergie. Sie verkörpert eine Ästhetik elementarer Materialien, die nicht farbig sind. Farben wie rot, gelb, blau treten sicher erst mit einer Venus im Stier auf. Bei Venus im Widder, das ja eigentlich das Marszeichen ist, geht es um das Erobern und Überleben in einem rauen, noch nicht urbar gemachten Lebensraum, oder einem Lebensraum, der durch Krieg (Mars) zerstört, nahezu unbewohnbar geworden ist. Feuer spielt ebenfalls bei der Bearbeitung der Werke eine große Rolle ( Mars-Feuer). Das Stroh ist angekohlt schwarz, die Oberflächen der zweidimensionalen Bildwerke werden mit Flammenwerfern bearbeitet, das Blei über Feuer geschmolzen und heiß gegossen.

Saturn als Formgeber steht bei Kiefer in Rezeption mit seinem Mond. Also Saturn steht im Krebs und Mond im Steinbock. Eine Saturn-Mond Opposition bringt eine enorme Schwere des Gemütes mit sich, bei dem Einen oder Anderen möglicherweise einen Hang zur Depression. Der Horoskopeigner fällt sicherlich nicht durch Leichtigkeit, Lustigkeit, als Alleinunterhalter auf.

Ohne genaue Geburtszeit ist es ein wenig spekulativ, zu deuten, wie genau sich Kiefers Mond- Saturn Opposition auf sein Leben auswirkt. Allerdings legt die Betrachtung seiner Werke den Gedanken nahe, dass er die Schwere seines Gemützustandes buchstäblich in die Schwere seiner Werke ausgelagert hat.

Im Film sagt Kiefer: " Der Mythos und die Kunst zeigen uns, wer wir sind." Wie alles andere, was er sagt oder im Laufe seines Lebens gesagt hat, von ihm nicht näher erklärt.

Ich würde den Satz etwas modifizieren: Ja, der Mythos zeigt, wer wir sind, wie sich das Schicksal der Menscheit darstellt. Die Kunst zeigt vor allem, wie der jeweilige Künstler ist und damit , wie mythologische Geschichten auch, Aspekte menschlicher Dispositionen sichtbar gemacht.





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