Wer die Werke Joseph Beuys kennt ( oder auch nur die nebenstehende Abbildung betrachtet), wird in seinem Horoskop keine Saturn - und Venusstellung von klassischer Ausrichtung erwarten. Nochmal zur Erinnerung: Die Planeten Saturn und Venus sind für die Art der Formgebung und der Ästhetik eines Künstlers entscheidend. Jeder Planet hat Zeichen und Felder, in denen er sehr klassische, archetypische Auffassungen zum Ausdruck bringt und andere, in denen alle graduellen Zustände bis hin zum direkten Gegenteil von der klassischen Auffassung ausgedrückt werden.
Ein Künstler mit Saturn im Steinbock ( die klassisch stärkste Position) wird große Freude an der Anwendung klassischer Gestaltungsregeln, wie Perspektive oder Goldener Schnitt finden.
Genau das erwarten wir bei Beuys Saturn sicher nicht. Aber wie könnte der Saturn des Urhebers von Kunstwerken wie der "Fettecke", dem " Filzanzug", dem "Hasengrab", oder von "zeige deine Wunde" beschaffen sein?
Beuys Radix ( Uhrzeit nicht hundertprozentig gesichert) zeigt einen rückläufigen Saturn im Zeichen Jungfrau an der Spitze des neunten Hauses ( auf Grund seiner legendären Lehrtätigkeit an der Kunstakademie tendiere ich zu dieser Uhrzeit).
Die Rückläufigkeit eines Planeten verweist auf die Umkehrung der eigentlichen Planetencharakteristika.
Steht also Saturn generell für die Einhaltung bestimmter Formalia und Regeln, so zeigt uns Beuys Saturn das genaue Gegenteil, nämlich die Ablehnung von Regeln, in diesem Fall die Ablehnung, oder Hinterfragung der bisher bekannten künstlerischen, gestalterischen Regeln. Aber nicht nur das; auch das Infragestellen der bis dato geltenden Aufnahmeregularien an der Kunstakademie Düsseldorf, wo Beuys Professor war, wurde von ihm öffentlichkeitswirksam zelebriert. Jeder Anwärter, der an der Akademie studieren wollte, sollte das laut Beuys tun können, ohne ein beschränkendes Aufnahmeverfahren zu durchlaufen, bzw. ohne von irgendwem nach irgendwelchen Regeln beurteilt oder ausgewählt zu werden. Das führte zeitweilig zur völligen Überfüllung der Akademieräume.
Er war in dieser wie in allen seinen Annahmen und Ideen unbeugsam und penibel; das findet sich wieder in der Zeichenstellung , nämlich der Jungfrau, dem Herscherzeichen des Merkur. Seine Werke und Haltungen zu allen Apekten des Lebens waren sehr stark intellektuell unterstützt ( und weniger ästhetisch); er war zeitweilig auch politisch ( bei den Grünen) engagiert.
Der philosophische Überbau, mit dem Beuys seine Werke und sein Leben untermauerte, hatte jedoch durch die Rückläufigkeit des Saturn teilweise recht verquaste Züge:
" Heute wird der Wald von selbst zu dem, wozu das Holz des Kreuzes benutzt wurde."
Er hielt also nicht nur in seinen Kunstwerken selber keine Grenzen ein, sondern zog auch keine Grenze zwischen Kunst, Leben, Politik etc. Alles gehörte zusammen; alles war ein und dasselbe.
Astrologischer Treppenwitz: Wie viele wissen, wurde die berühmte "Fettecke" in der Kunstakademie 1986, kurz nach Beuys Tod vom Hausmeister entfernt ( weil sie ranzig geworden war). Der Beruf Hausmeister gehört zu den dienenden Berufen und wird dem Sternzeichen Jungfrau zugeordnet.
Auch seine Venus, der Planet, der für die Ästheik eines Künstlers "zuständig" ist, weist Rückläufigkeit auf und nicht nur das: Sie steht im Zeichen Widder im sogenannten Exil.
Wie diese , aus der klassischen Astrologie stammende Bezeichnung, ausdrückt, steht die Venus im Widder nicht klassisch stark. Das wäre sie im gegenüberliegenden Zeichen Waage. Das bedeutet bei unserem Beispiel Beuys, dass sein Ästhetikbegriff nicht klassischen Vorstellungen entspricht, sondern das genaue Gegenteil, klassischen Vorstellungen von dem was allgemein schön gefunden wird, diametral widerspricht. Er hat (neben einigen anderen Aktions - und Objektkünstlern) den Ästhetikbegriff radikal verändert. Dieses natürlich wieder intellektuell vertieft, indem er den Ausdruck des "erweiterten Kunstbegriffs" schuf.
Seine verwendeten Materialien wie z.B. Fett, Filz, Holz, einfache Kleidungsstücke, Decken etc. sind zum einen von reduzierter Farbigkeit ( weiß, beige, schwarz) , was sehr schön die Ausformung einer rückläufigen Venus im Exil veranschaulicht ( bunte Farben kann man sich bei Beuys wohl nicht vorstellen - die Farbe Rot kommt lediglich vor, wenn Beuys Blut verwendet, dass dann allerdings nicht rot sondern bräunlich trocknet). Zum anderen sind die Materialien und Gegestände von großer archaischer Wucht, verweisen auf eine Urverbindung des Menschen zur Natur und zum existentiellen Überlebenskampf (Widderthematik). Ob die Geschichte seiner Rettung im Krieg , bei der Einheimische ihn in Fett und Filz wickelten und ihn so vor dem Erfrieren retteten, stimmt oder nicht, die Symbolik visualisiert jedenfalls eine Venus in Widder.
Genial ist Beuys Ausspruch, dass jeder Mensch ein Künstler ist ( sogar ein Mensch mit rückläufigem Saturn und rückläufiger Venus im Exil, möchte man als Astrologin hinzufügen).
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