
Im Folgenden möchte ich eine sehr kleine Episode aus meinem Leben erzählen, die sich gestern zugetragen hat. Sie ist zwar klein, jedoch trotzdem ( oder genauso gut wie jede andere) dazu geignet , die Frage, die immer wieder im Zusammenhang mit der Astrologie oder bei Fragen zum Sinn ( oder Unsinn) des Lebens auftaucht näher zu beleuchten.
Wie der Leser aus meiner Biografie weiß, bin ich ja hauptberuflich in der Erwachsenenbildung tätig. Während des Unterrichts gestern bekam ich mehrere Nachrichten von einer meiner Töchter. Den Kursteilnehmern hatte ich eine längere Schreibaufgabe gegeben und so entschied ich mich, für ein paar Minuten den Raum zu verlassen um die Nachrichten abzuhören. Bis vor Kurzem hatte ich einen Kursraum in der dritten Etage und ich wäre zum Abhören der Nachrichten in der 3. Etage geblieben, aber der aktuelle Klassenraum liegt nur zwei Schritte vom Ausgang zur Straße entfernt. So begab ich mich durch diesen Ausgang und stand fast auf dem öffentlichen Bürgersteig, während ich die Nachrichten abhörte. Plötzlich kam ein Wagen um die Ecke, parkte ein paar Meter weiter und ein junger Mann stieg aus und kam auf mich zu.
Er begrüßte mich mit Namen und ich erkannte einen ehemaligen Schüler, der vor Jahren einen meiner Kurse besucht hatte. Er sagte, er sei zufällig gerade hier vorbeigekommen, habe mich gesehen und wolle nur "Hallo" sagen und fragen, wie es mir ginge. Jede/ r Lehrer/in wird mir bestätigen, dass man sich freut, nach Jahren ehemalige Schüler wiederzusehen. Besonders, wenn sie sich die Mühe machen, kurz auf ihrem Weg anzuhalten. Wir tauschten einpaar nette Worte und er fuhr wieder davon.
So weit so gut; eine nette Begebenheit, wie sie (scheinbar ) zu jeder Zeit `zufällig ´ passiert.
Nicht ganz ! Als Astrologin kenne ich natürlich auch meine Tagestransite.
Tagestransite sind die Aspekte, die die schnellaufenden Planeten Merkur, Venus, Mars und auch der Mond zu Planeten oder Punkten im Geburtshoroskop bilden. Die Tagestransite zeigen keine großartigen Ereignisse an; eher kleine Begebenheiten, die nur für einen Tag lang von Bedeutung sind, bzw einen meist nur den einen Tag lang beschäftigen. Sie können zwar auch wichtigere, längerandauernde Lebensphasen auslösen, aber dann müssen schon mehrere Faktoren zusammenkommen.
Seit Jahren notiere ich meine Tagestransite in eine Art Tagebuch und schreibe dann am Ende des Tages auf, was sich ereignet hat. Die Astrologie ist eine Beobachtungswissenschaft und was ich bezüglich der Tagestransite tue ist genau das: Beobachten, was passiert. Wohlgemerkt geht es dabei nur darum festzustellen, was passiert und nicht darum, die Frage nach dem "Warum" zu beantworten ( auf diese Frage gibt es nämlich keine Antwort- aber dazu an anderer Stelle einmal mehr).
Doch noch einmal zurück zu gestern: Vergegenwärtigen wir uns, welche Schritte notwendig waren, damit ich zu diesem besagten Zeitpunkt vor der Tür der Bildungseinrichtung stand und dort von einer bestimmten Person gesehen werden konnte: Der Klassenraum war seit Kurzem im Erdgeschoss; ich hatte den Teilnehmern eine Schreibaufgabe gegeben, die sie für zwanzig Minuten beschäftigte; meine Tochter hatte mir Nachrichten geschickt, auf die ich neugierig war; der ehemalige Schüler war zur gleichen Zeit auf der Straße vorbeigefahren
( und hatte offensichtlich Zeit und Lust gehabt anzuhalten). Wenn man berücksichtigt, dass ich die Raumaufteilung der Bildungseinrichtung nicht selbst vornehme, waren nun schon sehr viele Menschen darin involviert, dass ein bestimmter Moment stattfinden konnte. Gegner der Astrologie würden jetzt sagen, dass ich einen unbedeutenden Zufall im Nachhinein zu etwas Besonderem aufblase. Ja, bis hierher könnte man das so sehen. Nimmt man jedoch meinen Tagestransit hinzu, bekommt das Ganze eine andere Dimension: Venus transitierte in mein sechstes Haus; d.h. nette, angenehme Begebenheit am Arbeitsplatz.
Welche Rädchen mussten alle ineinandergreifen, damit diese nette Begegnung stattfinden konnte? Wohlgemerkt: Es geht nicht darum, etwas zu überhöhen, sondern die Mechanismen klar zu machen. Die Mechanismen sind letztlich dieselben, egal, ob das Ereignis wichtig oder unwichtig war, ob es nach einem Tag vergessen ist oder langfristige Bedeutung hat.
Man ist immer geneigt, alles als glückliche oder unglückliche Fügung zu betrachten, wenn aber die Planetentransite das Geschehenaußerdem noch wiederspiegeln, kann man wohl kaum von Zufällen sprechen. Auch die sogenannte "selbsterfüllende Prophezeiung", die manchmal hinter dem Eintreffen astrologischer Prognosen vermutet wird, kann unmöglich greifen. An meinem kleinen Beispiel habe ich gezeigt, wieviele Menschen schon daran beteiligt sind, eine unbedeutende Episode stattfinden zu lassen. Auf das Handeln und Entscheiden aller beteiligten Menschen hatte ich, wie man leicht verstehen konnte, ja gar keinen Einfluss, konnte also auch nicht selbst zur Erfüllung der astologischen Prognose beitragen.
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